Dein Sitzplatz

 

Gönn dir eine kleine Pause vom Alltag – draußen, in der Natur.

Mit der Achtsamkeitsübung „Dein Sitzplatz“ schenkst du dir regelmäßig Momente der Ruhe und lernst, deine Umgebung mit allen Sinnen wahrzunehmen.

Du brauchst nur einen ruhigen Ort, der leicht erreichbar ist und an dem du etwa 15 Minuten ungestört sitzen kannst – vielleicht auch Schreibzeug oder eine Kamera, wenn du magst.

So geht’s:

  1. Finde deinen Platz – ein Ort, an dem du dich wohlfühlst: am Waldrand, am Bachufer oder auf einer Parkbank.
  2. Komm zur Ruhe – atme tief durch, schließe kurz die Augen und spüre, was dich umgibt.
  3. Beobachte & notiere – nimm wahr, was du siehst, hörst und fühlst – wenn du magst, schreib es dann auf. Bleib dran – besuche deinen Sitzplatz regelmäßig und entdecke, wie sich die Natur verändert.
  4. Foto-Tipp – halte besondere Momente mit der Kamera fest – deine Füße im Gras, den Blick in den Himmel oder feines Moos im Licht. So dokumentierst du Veränderungen und Erinnerungen.

Warum lohnt sich das?

  • Regelmäßige Besuche vertiefen deine Naturverbindung und schärfen deine Sinne.
  • Die Übung stammt ursprünglich von nordamerikanischen Ureinwohnern und wird heute in der Wildnispädagogik, Naturtherapie und für die persönliche Entwicklung eingesetzt.

Hintergrund

Der „Sitzplatz“ ist eine aus der Wildnispädagogik stammende Achtsamkeitsübung. Man kehrt regelmäßig an denselben Ort in der Natur zurück, sitzt dort still und nimmt die Umgebung aufmerksam wahr. Diese einfache Routine vertieft die Naturverbundenheit und schenkt körperliche wie seelische Erholung. Sie führt dazu, dass wir wieder staunen können, im Moment verweilen und unsere innere Balance stärken – für uns selbst wie auch für Schülerinnen und Schüler.

Pädagogische Bedeutung

Der Sitzplatz ist mehr als nur eine persönliche Achtsamkeitsübung: Er ist ein Lernort. Seine Wurzeln liegen bei den indigenen Völkern Nordamerikas, für die der Platz ein wichtiger Bestandteil ihrer spirituellen Praxis war. Heute nutzen Wildnispädagog:innen, etwa an der Wilderness Awareness School, den Sitzplatz als grundlegendes Element, um Achtsamkeit und eine tiefe Verbindung zur Natur im Alltag zu fördern.

Für die Schule bedeutet das: Der Sitzplatz eröffnet Kindern und Jugendlichen einen Raum zum Beobachten, Erforschen und Reflektieren. Durch das regelmäßige Sitzen lernen sie, Veränderungen in ihrer Umgebung wahrzunehmen, eigene Beobachtungen zu dokumentieren und sich geduldig auf natürliche Prozesse einzulassen.

Im Unterricht kann die Sitzplatz-Routine vielfältig eingesetzt werden:

  • Biologie/Sachunterricht: Schülerinnen und Schüler beobachten Pflanzen und Tiere vor Ort. Sie lernen Rhythmen, Jahreszeiten und ökologische Zusammenhänge kennen.
  • Deutsch/Kunst: Ein Sitzplatzheft (Naturtagebuch) bietet Raum für kreative Texte, Gedichte oder Zeichnungen. Wer regelmäßig schreibt und malt, stärkt die Wahrnehmung und Ausdrucksfähigkeit.
  • Soziales Lernen: Der Sitzplatz trainiert Achtsamkeit, Selbstwahrnehmung, emotionale Selbstregulation, Stressbewältigung und Aufmerksamkeitssteuerung.
  • Reflexion: Nach dem Sitzen kann eine „Ernte“ stattfinden, in der die Kinder ihre Beobachtungen teilen und Dankbarkeit ausdrücken


Inspirierende Naturpädagog:innen

Jon Young – Der US-amerikanische Mentor, Tracker und Autor erforscht seit 1979, warum manche Gemeinschaften tiefe Naturverbindung ermöglichen. Er entwickelte Methoden, die „positive Ergebnisse wie Lebensfreude, Vitalität, Empathie und Präsenz“ fördern. Young gilt als Pionier der Sitzplatz Praxis und regt mit „Sit Spot Challenges“ dazu an, regelmäßig in der Natur zu verweilen.

Joseph Bharat Cornell – Der Gründer von Sharing Nature Worldwide zählt zu den weltweit bekanntesten Naturpädagogen. Seine Bücher – darunter Sharing Nature with Children – werden von Millionen Eltern, Pädagoginnen und Naturführerinnen genutzt. Cornell vereint „Intelligenz, Herz und Spiritualität“, um die Liebe zur Natur zu wecken.

Vera Kaltwasser – Die deutsche Pädagogin entwickelte das Rahmencurriculum AISCHU („Achtsamkeit in der Schule“). Es wurde in Zusammenarbeit mit Wissenschaftler:innen erprobt und hat das Ziel, Achtsamkeit dauerhaft im Unterricht zu verankern. Schwerpunkte sind u. a. Selbstwahrnehmung, emotionale Selbstregulation, Stressmanagement, Aufmerksamkeitssteuerung und Beziehungsfähigkeit. In ihrem Praxisbuch Achtsamkeit in der Schule zeigt sie Schritt für Schritt, wie dieses Konzept von der 5. Klasse bis zur Matura umgesetzt werden kann. 

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