Ungleichheiten spüren

 

Ungleichheiten und ungleiche Behandlung begegnen uns in allen Lebensbereichen. Manchmal verschließen wir die Augen davor. Und manchmal passieren sie so offensichtlich vor uns, dass sie den „unbewussten Selektionsfilter“ unseres Gehirns durchbrechen und bewusst erlebt werden.

Nicht allen Menschen stehen die gleichen gesundheitlichen Voraussetzungen und Möglichkeiten zur Verfügung. Manche Menschen leben mit Einschränkungen, sei es der Verlust der Mobilität oder einer Sinneswahrnehmung. In unserem Alltag nehmen wir dies oft zu wenig wahr.

Um diese Unterschiede bewusst zu erleben, können wir unseren „Wahrnehmungsfilter“ im Gehirn trainieren. Indem wir aus der eigenen Blase heraustreten und neue Erfahrungen zulassen und reflektieren, eröffnet sich die Möglichkeit, das als „normal“ definierte Weltbild zu erweitern und die Verschiedenheiten des Lebens und der Lebensführung zu betrachten. Durch diese Erfahrung können wir uns besser empathisch in andere Menschen hineinversetzen und überlegen, was ich selbst und was andere Menschen zum guten Leben brauchen.

So gehts
Begrüßt euch in der Familie, im Freundeskreis oder morgens im Kreis in der Schule für zwei Wochen in Gebärdensprache. Am besten übst du die Bewegungsabfolgen zuvor ein paar Mal, damit sie dir leichtfallen.
Zur Begrüßung mache nun die Bewegungen und sage laut dazu „Guten Morgen, wie geht es dir?“. Die Bewegungsabläufe siehst du auf den Fotos. Dein Gegenüber kann nun sein/ihr momentanes Befinden äußern. Die Antwort auf die Frage soll gesprochen werden. Nimm die Bewegungen und auch die Antworten bewusst wahr.

Wenn du möchtest, kannst du eine Gebärde für den Namen deines Gegenübers erfinden, zB eine Wellenbewegung. Du kannst die morgendliche Begrüßung dann mit der neuen Gebärde erweitern „Guten Morgen, wie geht es dir, Marie?“.

Hintergrundinfo
Gebärden sind Zeichen, die durch Gestik und Mimik gebildet werden und Informationen über die Hände, aber auch den Gesichtsausdruck und die Mundbewegungen transportieren. Im Gegensatz zur Lautsprache wird die Gebärdensprache visuell vermittelt. Sie besitzt einen sehr großen Wortschatz und verfügt über eine eigene Grammatik sowie Sprachregeln. Fragewörter werden beispielsweise immer am Ende des Satzes übermittelt.

Die Bewegungen zur morgendlichen Begrüßung bedeuten sinngemäß „Guten Morgen, fühlst du dich gut?“ und wörtlich „gut – Morgen – fühl – gut“.
Sie bestehen daher aus 4 aufeinanderfolgenden Gebärden.

So verschieden wir Menschen auch sind, wir alle möchten Gleichbehandlung erfahren. Dafür wurden in der Geschichte immer wieder Grundregeln des Miteinander aufgestellt. Eine solche ist die als „goldene Regel“ bekannte Formulierung „Behandle andere so, wie auch du behandelt werden möchtest.“, auch bekannt als Sprichwort „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.“ Eine andere Form ist die Verschriftlichung universeller Menschenrechte in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ von 1948 mit dem tragenden Grundgedanken „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“

Die Agenda 2030 mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) ist ein globaler Aktionsplan, der sich genau dieser Aufgabe widmet. Eine Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft soll für alle Menschen möglich sein. ALLE Menschen sollen ein gutes Leben führen können und niemand soll zurückgelassen werden.

Im Speziellen hat das SDG 10 zum Ziel „Ungleichheiten in und zwischen Ländern zu verringern“. Ungleichheiten begegnen uns auf verschiedenen Ebenen, zum Beispiel:

  • die ungleiche monetäre Abgeltung für die gleiche Arbeitsleistung in Form des Gehalts von Männern und Frauen
  • die Verfügbarkeit aller Sinneswahrnehmungen bzw. deren Verlust (zB Sehverlust, Taubheit, Mobilitätseinschränkung)
  • die ungleichen Chancen in der Lebensführung und damit verbunden der Zugang zum Bildungs- und Arbeitsmarkt, beeinflusst durch die sozioökonomische Stellung der Familie, das Geschlecht, den Geburtsort oder die eigene sexuelle Orientierung


Die Wahrnehmungsübung in diesem Beitrag soll dazu dienen, über den Tellerrand zu blicken und Sensibilisierung durch Selbsterfahrung ermöglichen. Weitere Ideen für Selbsterfahrungen sind:

  • Buchstaben in Blindenschrift lernen oder selbst ein paar Wörter in Blindenschrift erstellen
  • sich blind führen lassen
  • taub durch die Stadt gehen
  • einen Weg im Rollstuhl zurücklegen

Du findest viele weitere Materialien zur Nachhaltigkeit und den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen auf unserer Homepage:
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