Eisheilige und Schafskälte

Kirschblüte mit Schnee, pixabay.com
Landschaft zu Kalter Sophie, U. Kozina
Schafskälte im Juni, U. Kozina
 

Wetterbeobachtungen sind immer spannend. Neben Wettervorhersagen gibt es auch Bauernregeln, mit denen man schon lange vor den heutigen Wetterberichten versucht hat das Wetter vorherzusagen. Bestimmte Tage im Mai und Juni werden dabei „Lostage“ genannt. Überprüfe selbst, ob diese Wetterregeln stimmen!

So gehts
Bauernregeln, die das Wetter vorhersagen sollen, sind oft an ein bestimmtes Datum oder an bestimmte Tage im Jahr gebunden. Manche dieser Tage habe auch spezielle Namen. Da gibt es zB die „Eisheiligen“ von 11.-15. Mai. Diese fünf Tage sind nach Bischöfen und MärtyrerInnen benannt, die zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert gelebt haben: Mamertus (11. Mai), Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und Sophia (15. Mai, „Kalte Sophie“ genannt). Nach diesen alten Wetterregeln sind bis Mitte Mai sehr kalte Tage, ja sogar Frost vorhergesagt und erst nach der „Kalten Sophie“ soll der Frühling warm werden. Der Spruch „Vor Bonifatius kein Sommer, nach Sophie kein Frost“ zeugt davon.

Ein anderer Begriff ist die „Schafskälte“. Sie lässt nach diesen alten Regeln Mitte Juni „frisch geschorene Lämmer in der Kälte zittern“. Alljährlich soll sich in dieser Zeit ein regnerisches, kaltes Wetter einstellen.

Man markiert nun vorab diese Tage im Kalender: die Eisheiligen von 11. bis 15. Mai und für die Schafskälte den 11. Juni – das ist das Maximum der Häufigkeit der Schafskälte.
Wenn es dann soweit ist, schreibt man an jedem dieser Tage folgende Wetterkennzeichen in den Kalender:

  • Sonnenscheindauer: an wie vielen Stunden schien an diesem Tag die Sonne?
  • Wolken: War der Himmel immer mit Wolken bedeckt oder nur zum Teil oder war es wolkenlos?
  • Wind: War es windig? Haben sich zB die Baumwipfel bewegt?
  • Temperatur: Die kann man selber messen oder in der Zeitung nachsehen.
  • Niederschläge: Hat es geregnet oder geschneit?

Nun vergleicht man, ob die Bauernregeln gestimmt haben! War es wirklich kälter oder regnerischer als zuvor?
Man kann auch überlegen, ob so alte Regeln heute überhaupt noch gelten können. Immerhin hat sich das Klima in den letzten Jahrzehnten verändert und auch das Wetter unterliegt dabei Veränderungen.

Hintergrundinfo
Bauern- und Wetterregeln waren früher, als nur wenige Leute lesen konnten, mit vielen Zeichnungen in sog. „Mandlkalendern“ (auch Bauernkalendern genannt) abgebildet. Aus Wetterbeobachtungen der Vergangenheit und bäuerlichen Erfahrungen wurden so Vorhersagen getroffen, um die Arbeiten in der Landwirtschaft (wie Aussaat, Mahd, Ernte usw.) planen zu können. Bei den einzelnen Tagen waren auch Heilige abgebildet, die dann mit diesen Prophezeiungen verknüpft wurden.

Heute hat die Meteorologie viele technische Möglichkeiten für Wetterprognosen. Gänzlich falsch sind aber die alten Wetterregeln nicht.

Bekanntlich sind bereits ab Ende April bzw. Anfang Mai die Temperaturen bei uns recht hoch, werden aber immer wieder durch polare Kaltlufteinbrüche aus dem Norden unterbrochen. Wenn dann in einer klaren Nacht die Temperaturen stark absinken, kann dies zu Bodenfrost führen und die Saat oder schon blühende Pflanzen vernichten. Aber auch die „Kalte Sophie“ bietet keine Garantie, dass es danach nicht noch kalt werden kann.

Ähnlich ist es auch mit der „Schafskälte“ im Juni, bei der kaltfeuchte Luft aus Nordwesten in den Alpenraum einfließt und in höheren Lagen sogar Schnee bringen kann. Dieses Wetterphänomen tritt mit großer Regelmäßigkeit, aber nicht jährlich auf. Damit die zu dieser Zeit eventuell schon auf die Alm getriebenen Schafe nicht frieren, werden sie erst nach Mitte Juni geschoren.

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